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Mittwoch, 21 November 2018 18:38

Die Muttersprache als Brücke zwischen Generationen und zu den eigenen Wurzeln

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Am Donnerstag den 15.11.2018 kamen zahlreiche Besucher zur Vorstellung des Arbeitshefts "Ez kam a / wer bin ich" zum Erlernen der kurdische Sprache ZAZAKI/ KIRMANCKI. Der Herausgeber Mehmet Tanrikulu und die Mitunterstützer Hasan Taskale und Dr. Hidir Celik haben das neu erschienene Arbeitsheft vorgestellt und haben anschließend im gemeinsamen Austausch über die Pflege und das Austerben der Sprache diskutiert. Die Veranstaltung wurde durch MIGRApolis- House of Recources unterstützt.

Die Arbeitshilfe "Ez kam a / wer bin ich" ist vom „Arbeitskreis zur Entwicklung kurdischer Lehrmaterialien“ im Schulamt der Stadt Köln und in Begleitung vom RAA (Regionale Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien) erstellt worden. Hidir Celik und Hasan Taskale sind Mitgleider des Arbeitskreises und Unterstützer dieser Publikationen.
Die Arbeitshefte dienen als Arbeitsmaterial für Anfänger*innen als auch Schüler*innen, die die erste Klasse besuchen und auch ihre eigene Muttersprache Zazaki/Kirmancki erlernen möchten. Tanrikulu sagte hierzu:“ Wer seine Muttersprache nicht kennt, kennt auch seine Geschichte nicht“. Zudem berichtete Hidir Celik von ca. 200‘000 - 250‘000 Zazakurden, die wegen dem Dersim-Massaker von 1938 im Exil und somit auch in Europa leben. Auf Grund der Assimilationsprozesse der türkischen Regierung seither, wurde die kurdische Sprache und Ethnie als Ganzes verboten. Um ihre Kinder vor dem Tode zu bewahren, haben die damaligen Kurden (Zaza), die eigene Sprache nur heimlich, gar nicht oder nur zum Teil weitergeben können.
Die in den 60er und 70er Jahren nach Europa zugewanderten Menschen konnten, aus diversen Gründen, auch hier ihre Muttersprache Zazaki nicht mehr ihren Kindern vermitteln. Zudem wurde allen „Gastarbeiter-Kindern“ Türkischunterricht“ angeordnet, obwohl sie Kurden waren. Nach teilweise 40 – 50 Jahren der Zuwanderung nach Deutschland ist festzustellen, wie viele Zazakurden ihre eigene Muttersprache nicht oder kaum beherrschen. Insbesondere wurde betont, dass Sprache zur Wertevermittlung innerhalb und außerhalb der Familie dient und eine Brücke zwischen den verschiedenen Generationen ist. Zudem spielt die Muttersprache eine wichtige Rolle zur persönlichen Identitätsfindung und im Bezug auf Erlernung von weiteren Sprachen (Fremdsprachen).

Allgemeine Info:
Das kurdische Zaza – ist die Sprache der Kurden*innen im östlichen Teil Nordkurdistans und gehört zu den aussterbenden Sprachen und somit zu einer jahrtausendealten Kultur. Die meisten Kurd*innen und manche Sprachwissenschaftler*innen verwenden auch die Sprachbezeichnungen Zazaki, Dımılki, Kırdki sowie Kırmancki. Die Anzahl ihrer Sprecher*innen wird auf drei bis vier Millionen geschätzt. Durch türkische Assimilationsprozesse und (der im Exil lebenden) Migrationsprozesse der letzten Jahrzehnte ist sie mittlerweile auch in West-, Mittel- und Nordeuropa verbreitet. Das Zazaki gehört zum kurdisch-iranischen Zweig der indogermanischen Sprachen.

Die Arbeitsmaterialien können auch in der Kurdischen Gemeinschaft erworben werden.

Gelesen 1874 mal Letzte Änderung am Donnerstag, 17 Januar 2019 09:13
Jinda Ataman

Soziale Beratung für Flüchtlinge